TLO vs. NADA

Letztes Wochenende war ich mal wieder unterwegs – diesmal ging es auf die Gamescom in Köln.
Aufgrund der doch etwas länger andauernden Reise hatte ich mir den Freitag freigenommen und mich an selbigem mit der Bahn auf den Weg gemacht.

Selbstverständlich war ich mit preislich optimalen Tickets ausgestattet und so ging es erstmal mit REs nach Singen und dann nach Stuttgart. Von dort aus schließlich mit einem IC nach Köln. Dessen Auslastung war eigentlich ganz erträglich. Nach einiger Zeit machte es sich aber bemerkbar, dass die Klimaanlage in meinem Wagen ausgefallen war. Passend natürlich, dass es seit längerem mal wieder richtig warm wurde!
Es ließ sich aber doch einigermaßen damit leben und das Zugpersonal verteilte Gratis-Wasser, welches von einer Frau im selben Wagen mehrfach vehement abgelehnt wurde – da es zuviele Kalorien enthalten würde.

In Köln Hbf angekommen befiel mich dann eine kurzzeitige Orientierungslosigkeit während ich auf der Suche nach einem Fahrkartenautomaten war. Mein Hotel, zu dem ich mich erstmal begeben wollte, befand sich nämlich nicht direkt in Köln, sondern in Leverkusen.
In der Passage, in der ich mich befand, war leider aber kein Automat zu finden, woraufhin ich mich auf den Weg zum S-Bahn Bahnsteig machte, guter Hoffnung, dass ich dort einen antreffen würde.
Dort war aber auch weit und breit nichts zu sehen – also wieder zurück nach unten und nach einer Weile im Kreis Laufen war ich dann im richtigen Bereich angekommen.
Dort endete das Problem allerdings nicht, denn in NRW scheint man es zu schaffen noch kompliziertere Tarifsysteme zu gestalten als hier – der erste Automat fragte mich also nicht nach einem Zielort sondern nach Preisstufe 1a, 1b, 2a, 2b, 3, 4, 5 und vierstelligen Zonencodes. Nach einem Aushang, der dort etwas Licht ins Dunkel bringen könnte suchte man vergebens – nur einen Zonenplan gab es. Ein paar Minuten später habe ich dann doch noch einen anderen Automaten entdeckt, bei dem man tatsächlich seinen Zielort eingeben konnte und schon war ich im Besitz eines TagesTickets der Preisstufe 2b – Genial!

Nun konnte es also mit der S-Bahn nach Leverkusen-Mitte gehen mit Halt in Köln-Messe/Deutz, wo schon ein gewisser Andrang zu sehen war. In Leverkusen galt es dann noch den riesigen Busbahnhof zu überblicken, an dem etwa alle 10 Sekunden eine andere Linie des Busunternehmens mit dem amüsanten Namen wupsi ankam. Das erfolgreich hinter mich gebracht, kam ich schließlich im Hotel Fück an, wo mir auch sogleich mein hochmoderner RFID-Zimmerschlüssel ausgehändigt wurde. Das Zimmer war wunderbar. Zwar nicht riesig und mit etwas Bahnlärm von der naheliegenden Strecke – aber darüber kam ich hinweg.

Nachdem ich also mein Gepäck abgeladen und geduscht hatte fuhr ich nochmal zurück nach Köln um Züge zu fotografieren und etwas essbares zu suchen. Züge gab es nicht zu knapp – fast alle fünf Minuten fuhr ein Fernverkehrszug ein. Der Hunger trieb mich dann aber doch ziemlich schnell nach draußen.
Sobald man den Kölner Hauptbahnhof verlässt steht man übrigens direkt vor dem Dom, der bei mir doch mächtig Eindruck hinterließ. Ist doch etwas anderes wenn man direkt davor steht, als ihn nur auf einem Bild oder aus der Ferne zu sehen. Nach einem kleinen Spaziergang entschied ich mich dann doch für die ausgefallenste aller Nahrungsquellen – den örtlichen McDonald’s.

Zurück im Hotel reizte ich noch ein bisschen das UMTS-Trafficlimit aus, da das hoteleigene WLAN mit etwa vier Euro pro Stunde zu Buche geschlagen hätte, was nicht unbedingt sein musste.

Am Samstag morgen standen dann um Punkt Neun Uhr der Jan und der Till vor der Tür, die mit dem Auto aus Richtung Hannover angereist waren. Da wir ja auch etwas vom Tag haben wollten, machten wir uns dann sofort – und dank meiner grandiosen Erfahrungen vom Vortag natürlich problemlos – wieder mit Bus und Bahn auf den Weg zur Messe.
Am Bahnhof angekommen folgten wir dann zunächst dem großen Pulk Richtung Eingang. Ein Stück davor sahen wir aber eine Gruppe vor uns in eine andere Richtung laufen mit dem Kommentar „Tja… Die laufen jetzt alle erstmal zum Eingang und müssen dann wieder zurück.“ Da entschieden wir uns also kurzfristig denen zu folgen und liefen dann auf einige gleichartige Stände zu, welche wir zunächst Kassen wähnten.
Es waren dann aber Ausgabestellen für Bändchen, die die Altersgruppe markierten und für den Zugang zu einigen Bereichen erforderlich waren. Wir überzeugten dort also die Mitarbeiter mithilfe unserer Personalausweise, dass wir über 18 Jahre alt sind und gingen dann doch noch zum Eingang. Das Tagesticket kostete 15€, womit man gut leben konnte – etwas kostspieliger wurde dafür aber, wie zu erwarten war, die Verpflegung während des Tages.

Nach der Ankunft in der ersten Halle wurde schnell klar, dass es sich hier um keine Messe im klassischen Sinne handelte, was natürlich bei dem uneingeschränkten Besucherkreis, zu dem natürlich auch sehr viele sehr junge Gamer zählten, auch nicht so stark verwunderte.
Etwas unangenehm war aber die immense Geräuschkulisse, die von einigen Ständen ausging und lautstärkemäßig sicher mit so manchem Konzert mithalten konnte.

Nachdem wir – mangels vernünftigen Frühstücks – erstmal einen SNACK POINT aufsuchten, machten wir einen kleinen Rundgang durch die Hallen und realisierten dabei angesichts der langen Schlangen schnell, dass es praktisch überall 1-2 Stunden Wartezeit bedurfte um zu spielen – zumindest bei den beliebteren/neueren Spielen. Schauten noch kurz bei Nintendo vorbei um uns davon zu überzeugen, dass der 3DS nur in der Business Area gezeigt wurde. Die Wii- und DS-Neuheiten, die gezeigt wurden, konnte ich ja schon vor kurzem bei Nintendos Post-E3-Event begutachten.

Neben den üblichen Verdächtigen der Spieleindustrie waren aber auch einige Aussteller in Köln, die etwas aus dem Rahmen fielen. Besonders fragwürdig: Die Bundeswehr. Auch die Junge Union war anwesend, sowie verschiedene staatliche Jugendschutzstellen.

Da wir erstmal keine wahnsinnig große Lust zu warten hatten begaben wir uns zu dem Ort, der für den Jan die Hauptattraktion darstellte – der ESL Bühne. Dort begann gerade ein Starcraft 2 Showmatch zwischen TLO und NADA. Beides absolute Pros, wie mir versichert wurde – und die Zuschauermenge schien das auch zu bestätigen, was mich schon nicht unbeeindruckt ließ. Der Jan war aber insbesondere ein Fan des professionellen Starcraft-Kommentators Day[9], der auch live vor Ort war.
So richtige Begeisterung konnte bei mir allerdings nicht aufkommen, da sich zum einen mein SC2 Wissen in Grenzen hält und zum anderen ich den Kommentar auch nur begrenzt verstand. Sicherlich auch begünstigt durch den gut hörbaren Razer-Stand am anderen Ende der Halle, an dem den ganzen Tag lang ohne Unterbrechung die Kiddies dazu animiert wurden rumzuhüpfen und laut „Razer“ zu schreien, damit T-Shirts und Papiertüten in die Menge geworfen wurden.
Das Showmatch endete dann relativ abrupt, da der Stream scheinbar in Korea abgefangen wurde, das Spiel aber nur für die Gamescom-Besucher vor Ort bestimmt war. Das verursachte wohl vertragliche Probleme für den Koreaner NADA. (In Korea ist Starcraft ja wirklich sehr professionell organisiert, mit Sponsoren, Fernsehübertragungen und allem drum und dran!)

Als das also überstanden war, stellten wir uns dann doch in eine der Schlangen – wir entschieden uns zunächst für Portal 2. Dabei waren wir dann auch erstmal in der irrigen Annahme, dass wir es spielen könnten. Kurz vor dem Einlass wurde dann aber klar, dass es sich „nur“ um eine Vorführung eines etwas längeren Trailers handelte. War dann dennoch ganz cool und man erhielt jeweils einen Steam-Gutschein für Portal.

Danach ging es zur Nintendo-Konkurrenz um sich mal einen Eindruck von deren Motion Control Systemen zu verschaffen.
Zunächst Microsoft Kinect – ehemals „Project Natal“ – das ohne jeglichen Controller die Körperbewegungen erfasst. Da es bei den Demos für die Presse im Vorfeld öfters fragwürdig war, ob es tatsächlich funktioniert oder nur getimete Videos abgespielt wurden, waren wir sehr überrascht dass es wirklich für jeden spielbar war, gingen aber dennoch mit einer ordentlichen Portion Pessimismus an die Sache ran.
Nach geschlagenen zwei Stunden waren wir dann endlich dran mit Kinect Adventure und mussten dann doch zugeben dass es ziemlich gut funktioniert. Besonders verblüffend war, dass keinerlei Kalibrierung auf die jeweilige Person notwendig ist – es funktioniert sofort.
In dem Spiel musste man zunächst, wie auch schon auf der E3 gezeigt, zu zweit ein Schlauchboot steuern, indem man sich nach links oder rechts bewegt bzw. springt. Gleichzeitig konnte man mit allen Körperteilen Scheiben einsammeln, die in der Luft schwebten.
Im zweiten Teil fuhr man auf einer Art Achterbahn während man wieder die Scheiben einsammelte und gleichzeitig verschiedenen Hindernissen durch Bewegungen nach links, rechts, ducken etc. ausweichen musste. Der dritte Teil demonstrierte, dass die Erkennung der Spieler durchaus dreidimensional ist – man hatte in einem Raum die Möglichkeit nach vorne, nach hinten, links und rechts zu laufen und musste dabei Luftblasen zum Platzen bringen – dabei konnte man selbstverständlich mit den Armen flattern um nach oben zu schweben.
Ganz zum Schluss gab es noch eine Demo, bei der man Bewegungen und Sprache aufzeichnen konnte, die dann kurz darauf von einer Art Yeti-Figur imitiert wurden.
Insgesamt war es ziemlich cool, auch wenn die Anzahl der Spiele, für die eine solche Steuerung denkbar ist, sicher eher begrenzt ist.
Hinterher las ich noch, dass die Verzögerung bei der Bewegungserkennung scheinbar recht groß sein soll – das ist schon gut möglich, ist uns aber nicht aufgefallen.

Blieb also noch Sony Move. Dort musste man zwar nicht anstehen, dafür war die Auswahl an Spielen recht begrenzt. Sie setzten vor allem auf Tanzspiele, was aber nur begrenzt eine anziehende Wirkung hatte – es war schon sehr auffällig, dass bei allen drei großen Herstellern diese Spiele fast nur von den Mitarbeitern gespielt wurden, da sich niemand daran traute 😉
Wir spielten dann – nur relativ kurz, vor allem aufgrund der ziemlich unfreundlichen Sony-Leute – eine Art Kochsimulation. Es war aber wirklich nur begrenzt spannend, da die Sony Controller nicht nur genau so (bis auf den bunten Ball) aussehen, wie die Wii-Fernbedienung, sondern auch in der Bedienung kein Unterschied (zumindest gegenüber Wii MotionPlus) feststellbar ist. Eine weitaus höhere Präzision, die beworben wird, konnte ich nicht entdecken. Ein Nachteil war nur, dass man mit den bunten Bällen immer im Sichtfeld der Kamera bleiben und relativ weit entfernt stehen muss.

Da sich nun schon langsam unsere Füße zu Wort meldeten und in Kürze das Halbfinale des Starcraft 2-Turniers begann machten wir uns wieder auf den Weg zur ESL-Bühne, wo wir glücklicherweise noch richtige Sitzplätze ergattern konnten. Bevor die Partie begann wurde nochmals einiges an Merchandise an diejenigen verteilt, die sich am stärksten zum Affen machten.
Aufgrund meiner fachlichen Inkompetenz spare ich mir an dieser Stelle weitere Ausführungen zu Starcraft – aber jemand namens IdrA hat gewonnen!

Es war dann auch schon kurz nach 19 Uhr – ohnehin kurz vor Schluss – und wir waren relativ erschöpft, also machten wir uns auf den Weg zum Ausgang. Dort erhielt man dann interessanterweise unbegrenzt viele kostenlose Coladosen, während wir drinnen noch fast 3€ für 0,4L zahlten – und das oft genug.

Es ging dann also zurück ins Hotel, wo wir uns noch etwas unterhielten und Nahrung aufnahmen. Sonntag morgen, nach ausgiebigem Frühstück, war dann wieder die Rückreise angesagt, die ohne größere Zwischenfälle verlief!

Und das wars auch schon!

Ein Gedanke zu „TLO vs. NADA

  1. Du solltest häufiger Bloggen :) Sehr lesenswert. Schade dass dich das Starcraft2 Turnier nicht genug begeistern konnte um dir das Spiel zuzulegen, ich seh da ein wunderbares 3vs3 Team vor meinem inneren Auge.

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